tiistai 12. maaliskuuta 2013

Falsche finnische Klischees

Seit einem halben Jahr lebe ich in Helsinki. Die meisten Fragen von Deutschen drehen sich darum, wie ich es in der Dunkelheit aushalte oder ob mir nicht sehr kalt werden würde. Als ich im Juli hierher kam konnte ich mir nicht vorstellen, das dies das Land des ewigen Schnees sein sollte. Ich schwitzte viel und erlebte ein Sommermärchen: Um Helsinki herum gibt es unberührte Natur, zum Beispiel in Nuuksio. Ich erkundete tiefgrüne Waldböden, Bäume mit Bärten (ein Zeichen für gute Luft) und genoss die Ruhe. Und direkt in Helsinki entdeckte ich die vielen Inseln mit dem Kajak auf dem Meer. Das Blau am Himmel schien blauer, das Licht war anders, klarer. Kurzum: Es war ein toller Sommer.

Es gibt viele Klischees über Finnland. Vieles stimmt nicht, das was sich aber bestätigt fällt dann vielleicht stärker ins Gewicht. Da ist zum Beispiel das Schweigen und stille Schauen. Die Leute schauen hier anders in Helsinki. Auch auf ihre Art direkt, nur dass sich der Mund nicht unbedingt in irgendeine Richtung bewegt.

Die erste Zeit wohnte ich zur Untermiete bei einer 91 Jahre alten Dame, die dieser Beobachtung komplett widersprach. Sie war sehr gesprächig und charmant, die wohl kosmopolitischste 91jährige, die ich je kennengelernt habe. Sie empfing mich herzlich und brachte mir in ihrer Küche finnischen Slang bei. Ich versuchte ihr zu erklären, was ich beruflich mache. Trotz Wörterbuch kam ich nicht weiter. Wie erkläre ich einer alten Dame Public Relations und Social Media mit meinen noch wenig vorhanden Finnischkenntnissen? Wir beließen es dabei, dass ich was mit Text mache und Unternehmen bei der Kommunikation helfe.

Finnischer Pragmatismus

Meinen ersten Kontakt mit Finnland hatte ich vor knapp vier Jahren als ich begann, für einen Kunden aus Kuhmo die Pressearbeit in Deutschland zu organisieren. Am Anfang war es da, das finnische Schweigen. In ersten Meetings haben wir nicht viel drumherum geredet oder gar Smalltalk betrieben. Trotzdem war sofort Vertrauen da und ich bekam großen Freiraum für meine Arbeit. Mit der Zeit hat sich daraus ein sehr gutes Verhältnis entwickelt. Es wird Wort gehalten und das ohne große Allüren. Auch fällt mir auf, dass viele finnische Unternehmen so selbstverständlich modern und gleichzeitig traditionell sind. Junge Designfirmen interpretieren zum Beispiel in ihren Entwürfen das finnische Nationalepos Kalevala. Vieles ist hier einfach normal über das in Deutschland lang und breit diskutiert wird, ob freies WLAN oder Wickeltische an jeder möglichen Stelle.

Wenn ich keine Pressemitteilungen schreibe oder Presseevents organisiere, entwickle ich Text-Konzepte für Firmen-Websites und schreibe die Inhalte. Seit fast vier Jahren freiberuflich. Studiert habe ich Medienmanagement in Hannover und danach mehrere Jahre in der PR- und Marketingabteilung einer amerikanischen Bank gearbeitet. Nebenher schreibe ich noch für die Modewebsite www.modeaffaire.de, die sich mit Firmen befasst, die ökologisch bewusste Kleidung produzieren. Das finde ich spannend an dem Thema: Mode und komplexe Umweltthemen schließen sich nicht aus.

In meiner Freizeit bewege ich mich gerne mit kleinen selbstgezeichneten Straßenkarten (nein, ich habe kein Smartphone) durch Helsinki und entdecke die Stadt, manchmal verlaufe ich mich trotzdem. Umso besser, dann spreche ich Helsinkier an und komme ins Gespräch. Und so schweigsam sind sie dann doch nicht.





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